Der Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg in Europa

 

Beginn des Luftkriegs in Europa

Als der Zweite Weltkrieg begann, war es ein vorrangiges Ziel der deutschen Luftwaffe, die Lufthoheit über Polen zu erlangen, um die eigenen Truppen in ihrem Blitzkrieg-Feldzug zu unterstützen. Die Erfahrungen der Piloten aus dem Spanischen Bürgerkrieg waren der Luftwaffe hierbei von Nutzen. Beim so genannten Fall Weiss, dem Angriff auf Polen, waren zwei deutsche Luftflotten beteiligt. Bereits in den ersten Stunden des Krieges gelang es einem Flieger des zweiten Stuka-Geschwaders "Immelmann" ein polnisches Flugzeug abzuschießen. Es war der erste Abschuss im Zweiten Weltkrieg. Ebenfalls in den ersten Stunden des Krieges wurde die Stadt Wielun zum großen Teil durch Bombenangriffe zerstört.
In den nachfolgenden Tagen konnten die Deutschen die Lufthoheit erlangen. Die Propaganda meldete sogar die totale Vernichtung der polnischen Luftwaffe, obwohl diese durchaus noch einsatzfähig war. Allerdings waren ihre Flugzeuge meistens hoffnungslos veraltet. Viele der polnischen Bomber, wie die Karás-Maschinen, sind nicht in der Lage gewesen, die deutschen Panzerverbände wirkungsvoll zu bekämpfen. Nur einige wenige moderne Flugzeuge, wie die Los-Bomber, konnten in einem begrenzten Umfeld Panzer-Kolonnen zielsicher bombardieren. Die Verluste auf polnischer Seite waren dabei ausgesprochen hoch, da besonders die deutsche Flugabwehr sehr effektiv arbeitete.
Mit der Begründung, die eigenen Soldaten zu schonen, entschied man sich, die polnische Hauptstadt Warschau mit einem Wirkungsfeuer zur Kapitulation zu zwingen. Neben massivem Beschuss durch die Artillerie waren natürlich auch die Sturzkampfflugzeuge beteiligt. Aufgrund der schweren Angriffe musste Warschau, das in den ersten Kriegswochen schon ca. 10% seiner Bausubstanz eingebüßt hatte, am 28. September 1939 kapitulieren.
Das britische Vorkriegskonzept für den Luftkrieg hatte Langstrecken-Bombenangriffen auf feindliche Ziele bei Tage vorgesehen. Das inzwischen zur Einsatzreife entwickelte deutsche Radar erlaubte der deutschen Luftwaffe aber erfolgreiche Abfangeinsätze, so dass die RAF nach anfänglichen Verlusten zu Nachteinsätzen übergehen musste.

Während des Westfeldzug 1940 benutzten die Deutschen die Blitzkrieg-Taktik, also die Kombination von Luft- und Landstreitkräften und schafften es so Frankreich zu besiegen. Nach der Niederlage Frankreichs sollte Großbritannien durch eine großangelegte Invasion erobert oder von der Luftwaffe in die Knie gezwungen werden. Die resultierende Luftschlacht um England führte jedoch zu einer Niederlage der Luftwaffe. Trotzdem gab es über 20.000 Tote allein in London. Die Zerstörungen der Bausubstanz waren enorm, allein im Londoner Stadtzentrum waren Tausende Gebäude betroffen. Von November 1940 an wurden die Angriffe auch auf andere Städte - vor allem Industriezentren - ausgeweitet: Birmingham, Coventry, Manchester, Sheffield und 1941 auch auf Clydebank, Liverpool und Plymouth. Mit dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurden die Luftangriffe auf England erheblich seltener.

Nachdem die Luftwaffe später im Laufe der Operation Barbarossa meistens die Luftüberlegenheit hatte, musste sie bei massierten Luftangriffen auf Moskau wieder eine Niederlage hinnehmen. Das Ziel, die Stadt oder zumindest wichtige Versorgungsknotenpunkte wie Kraft- und Wasserwerke zu zerstören wurde nur in geringem Umfang erreicht. Als folgenschwere Fehleinschätzung muss auch Hermann Görings Ankündigung gelten, eine eingekesselte Armee in Stalingrad einen Winter lang aus der Luft versorgen zu können.

Bombenangriffe auf Deutschland

Die Angriffe der RAF auf deutsche Städte begannen mit dem Angriff auf Mönchengladbach in der Nacht auf den 12. Mai 1940 mit 35 Bombern. Als Antwort auf die Ende 1940 durchgeführten deutschen Nachtangriffe begann die RAF zum Ende des Jahres, großangelegte, bis dahin in diesem Ausmaß gegen Zivilisten gerichtete im Zweiten Weltkrieg noch nicht dagewesene Flächenangriffe auf deutsche Städte zu fliegen. Da militärische Aktionen auf dem europäischen Festland für die Briten nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen nicht mehr möglich waren, erschienen Luftangriffe als die einzige Möglichkeit, Deutschland zu schaden. Neben Angriffen auf industrielle und militärische Ziele sollte ab 1942 auch die Zivilbevölkerung getroffen werden, um ihre Moral zu brechen und den Widerstand gegen das Naziregime zu stärken. Dies wurde als "moral bombing" bezeichnet. Hohe Opferzahlen der deutschen Zivilbevölkerung wurden dabei nicht nur in Kauf genommen, sondern waren eines der primären Ziele. Präzise Tagesangriffe waren wegen der Flugabwehr nicht möglich, so dass das Bomber Command der RAF nächtliche Flächenangriffe gegen deutsche Städte durchführte. Dabei wurden zu einem hohen Prozentsatz brandsetzende Bomben verwendet, die eine verheerende Wirkung in den Wohnvierteln der betroffenen Städte zeigten.
Als Arthur Harris die Führung des Bomber Command übernahm, entwickelte er den Plan zu einem Tausend-Bomber-Angriff mittels eines Bomberstroms, der die Wirkung auf das Ziel maximieren sollte. Gleichzeitig sollte eine Sättigung oder Überforderung des deutschen Nachtjäger-Leitsystems die britischen Verluste verringern. Der erste Tausend-Bomber-Angriff erfolgte am 30. Mai 1942 auf Köln. Mit insgesamt 1.455 Tonnen Bomben wurden in 90 Minuten über 3.300 Häuser vollständig zerstört und 474 Menschen getötet. Die RAF verlor dabei deutlich weniger Flugzeuge als bei ihren üblichen Angriffen. Maßgeblich an den Attacken waren die Flugzeuge von Typ Vickers Wellington beteiligt, aber auch der Langstreckenbomber Avro Lancaster wurde gegen Köln eingesetzt.
Im Kriegsjahr 1942 traten auch die amerikanischen Luftflotten in den Luftkrieg ein. Sie flogen am Tag auf Sicht Präzisionsangriffe auf Ziele in Nordfrankreich, erlitten aber 1943, als sie dazu übergingen, Ziele im Deutschen Reich anzugreifen, mangels Begleitschutz schwere Verluste durch die deutsche Jagdabwehr. Insbesondere bei den Angriffen auf Essen sowie Regensburg und Schweinfurt 1943 gab es große Verluste.
Die Konferenz von Casablanca im Januar 1943 führte zu einer Festlegung der weiteren Vorgangsweise, was die Bombenangriffe gegen Deutschland betraf. Trotz Vorbehalten seitens Winston Churchills wurde ein gemeinsames Vorgehen britischer und amerikanischer strategischer Bomber (combined bomber offensive) vereinbart. Dabei wollten die Amerikaner Präzisionsangriffe bei Tag durchführen und die Briten die Angriffe bei Nacht intensivieren. Als Ergebnis versprach man sich Bombenangriffe auf Deutschland 'rund um die Uhr'. Dies gilt als politische Grundlage der rücksichtslosen Vorgangsweise in den folgenden Jahren.
Im Februar 1944 starteten Amerikaner und Briten die sogenannte „Big Week“ (dt.: Große Woche), eine Reihe alliierter Luftangriffe auf speziell ausgewählte Ziele der deutschen Rüstungsindustrie. Zwischen dem 20. und dem 25. Februar 1944 wurden dafür ca. 6.000 Bomber und 3.670 Begleitjäger eingesetzt. Die Big Week war der Beginn des entscheidenden Abschnitts des alliierten strategischen Luftkriegs gegen Deutschland. Amerikaner und Briten beabsichtigten, die deutsche Luftwaffe planmäßig durch Abnutzung zu vernichten.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1944 erlangten die Alliierten schließlich durch massiven Einsatz von Langstrecken-Jagdflugzeugen vom Typ North American P-51 endgültig die Lufthoheit. Die deutsche (Rüstungs-) Industrie war in Folge gezwungen, noch größere Teile ihrer Produktion in Höhlen, Tunnel o. Ä. zu verlagern. Dennoch konnte die Produktion von Kriegsgütern durch den Einsatz von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen teilweise sogar noch erhöht werden.
Bei der Bombardierung Hamburgs (Operation Gomorrha) setzten die Alliierten 1943 das erste Mal Täuschungstechniken (Abwurf von Aluminiumfolien) gegen die deutschen Radaranlagen ein. Große Teile Hamburgs wurden im Feuersturm zerstört - der erste Höhepunkt des Bombenkrieges gegen Deutschland. Auch die Luftangriffe auf Dresden 13., 14. und 15. Februar 1945, sowie auf Kassel, Braunschweig , Würzburg , Darmstadt, Pforzheim und Nürnberg erlangten traurige Berühmtheit. Die historische und die völkerrechtliche Bewertung der alliierten Luftkriegsstrategie im Zweiten Weltkrieg - der bis heute bedeutendsten Anwendung von Bombardierungen - sind bis heute umstritten. Die Kontroverse über die historische Einschätzung von Arthur Harris' Aussagen, ist hierfür symptomatisch.
Für gesellschaftliche Kontroversen sorgte im Jahr 2002 das von dem Privatgelehrten Jörg Friedrich veröffentlichte Buch "Der Brand" (ISBN 3549071655), das die Angriffe der Alliierten auf die Zivilbevölkerung als Kriegsverbrechen bezeichnet.

Auch der britische Historiker Frederick Taylor hat sich mit dem Bombenkrieg eingehend beschäftigt. Die RAF und USAF perfektionierten und intensivierten ihrerseits den Bombenkrieg auch gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Bereits 1941, vier Jahre vor der Kapitulation der nationalsozialistischen Diktatur, war die Zerstörungskraft der Air Forces größer als die der Luftwaffe.

Luftlandungen

Während des Zweiten Weltkrieges nutzten die Deutschen erstmalig Fallschirmjäger. Fallschirmspringer erlauben es Truppen hinter der Front abzusetzen, was die Deutschen zur Unterstützung ihrer Blitzkriegtaktik benutzten. Der größte Erfolg war dabei die Eroberung des belgischen Fort Eben-Emael. Doch Fallschirmjägereinsätze forderten Verluste, da die Soldaten in der Luft leicht zu treffen sind, in Hindernissen hängen bleiben und kein schweres Gerät transportiert werden kann. Außerdem landen die Soldaten weit zerstreut und es dauert eine gewisse Zeit, bis sich die Einheiten in einem kampffähigen Zustand befinden.

Die Deutschen unternahmen mit der Luftlandeschlacht um Kreta einen letzten großen Einsatz von Fallschirmjägern. Zwar konnten die Deutschen Kreta erobern, aber die Verluste waren enorm, weshalb Adolf Hitler auf den Einsatz von Fallschirmjägern zu Eroberungszwecken während des restlichen Krieges verzichtete. Die Alliierten zogen aus der Schlacht um Kreta andere Schlüsse und bauten selbst Fallschirmjägereinheiten auf. Diese wurden während der Landungsoperationen in Sizilien (Operation Husky), Normandie (Operation Overlord) und der Operation Market Garden eingesetzt. Neben Fallschirmjägern wurden für die Luftlandung auch Lastensegler eingesetzt. Durch die Entwicklung von Hubschraubern kam den Fallschirmlandungen nach dem Zweiten Weltkrieg geringere Bedeutung zu.

Neue Waffen

Im Krieg aus der Luft wurden von Deutschland 1944 mit dem Marschflugkörper V1 und der Boden-Boden-Rakete V2 neuartige Waffen eingesetzt, die mittels eines primitiven Trägheitsnavigationssystems ein großräumiges Ziel wie die Stadt London treffen konnten. Durch die Verluste in der Zivilbevölkerung (8.000 Opfer) verbreiteten diese Waffen zwar einen enormen Schrecken, trugen aber wenig zum Kriegsverlauf bei. Für den Krieg in der Luft wurden ungelenkte, gegen Ende des Krieges die ferngelenkte Ruhrstahl X-4 Luft-Luft-Rakete entwickelt. Ohne Erfolg wurde die Entwicklung der Wasserfall Flugabwehrrakete für die Kriegführung gegen Luftziele versucht.

Ebenfalls förderte das Reichsluftfahrtministerium die Entwicklung düsen- und raketengetriebener Flugzeuge, mit denen die Deutschen den zunehmenden alliierten Bombenangriffen entgegentreten wollten. Viele der modernen Flugzeugtechnologien kamen jedoch während des Krieges zu spät oder überhaupt nicht zum Einsatz. Als Wunderwaffen wurden diese von der Propaganda genutzt, um den Durchhaltewillen angesichts der in allen Bereichen hoffnungslosen Lage aufrecht zu erhalten...

Quelle einiger Informationen: "Wikipedia"

Lüftungshutze für Bunker / Firma Auer Sammlung Raddatz

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